Meraner Curmusik
2011
MERANER CURMUSIK
Arrangements am dem Archiv des Meraner Kurorchesters «Da hast wieder das Curwesen,» brummte nun der Cafetier und rückte mürrisch sein gelbgesticktes Hauskäppchen auf’s Ohr; «rennt alles der Curmusig nach und unsereiner kann am Abend aufg’wärmten Kaffee ausschänken, wenn sie ihn nit mittags auftrinken.» ... Auf dem Platze ging es heute sehr lebhaft zu. Die Curmusik lockte Alt und Jung hinaus. Auf dem breiten Geländer des offenen Stadtbaches hockten in Hemdärmel und mit ihren weißen Schürzen, barfüßig in Schlappschuhen - so war es damals zünftig - alle dienstbaren Bäckergesellen und schmauchten ihre Pfeifen ... Auch die «Weinmesser» hatten viel zu thun heute. Sie waren die concessionirten Sesselträger und holten ihre Kundschaft da und dort ab. Die besten Plätze hatten schon die «besseren» Bürgersleute eingenommen, aber man rückte zumeist gerne, um einem «Fremmen» Platz zu machen ... Die Curmusik bestand aus etwa fünfzehn Mann, durchwegs Meraner Bürger. Sie spielten nicht schlecht, denn ein schneidiger Kapellmeister, Herr Kabatz, dirigirte.
Carl Wolf, Anno Dazumal und Heute: Meraner Skizzen. Innsbruck 1901
Nicht nur in der Donaumonarchie blühten die Kurorchester, die mit Klängen aus Oper oder Operette zur Unterhaltung des gutbürgerlichen Publikums aufspielten und mit Walzer und Galopp zum Tanzen aufforderten. Das Meraner Kurorchester soll Ende des 19. Jahrhunderts sogar das beste des Kaiserreichs gewesen sein. Ein Ausflug in eine mittlerweile weit entfernte Zeit, in der das Hören von Musik noch nicht so beliebig war wie es jetzt, am Beginn des dritten Jahrtausends, manchmal zu sein scheint.
Josef Lanz
Bonusmaterial auf Disc: "Renate Abram. Meraner Symphonie - 150 Jahre Kurmusik" Meran 2009
Arrangements am dem Archiv des Meraner Kurorchesters «Da hast wieder das Curwesen,» brummte nun der Cafetier und rückte mürrisch sein gelbgesticktes Hauskäppchen auf’s Ohr; «rennt alles der Curmusig nach und unsereiner kann am Abend aufg’wärmten Kaffee ausschänken, wenn sie ihn nit mittags auftrinken.» ... Auf dem Platze ging es heute sehr lebhaft zu. Die Curmusik lockte Alt und Jung hinaus. Auf dem breiten Geländer des offenen Stadtbaches hockten in Hemdärmel und mit ihren weißen Schürzen, barfüßig in Schlappschuhen - so war es damals zünftig - alle dienstbaren Bäckergesellen und schmauchten ihre Pfeifen ... Auch die «Weinmesser» hatten viel zu thun heute. Sie waren die concessionirten Sesselträger und holten ihre Kundschaft da und dort ab. Die besten Plätze hatten schon die «besseren» Bürgersleute eingenommen, aber man rückte zumeist gerne, um einem «Fremmen» Platz zu machen ... Die Curmusik bestand aus etwa fünfzehn Mann, durchwegs Meraner Bürger. Sie spielten nicht schlecht, denn ein schneidiger Kapellmeister, Herr Kabatz, dirigirte.
Carl Wolf, Anno Dazumal und Heute: Meraner Skizzen. Innsbruck 1901
Nicht nur in der Donaumonarchie blühten die Kurorchester, die mit Klängen aus Oper oder Operette zur Unterhaltung des gutbürgerlichen Publikums aufspielten und mit Walzer und Galopp zum Tanzen aufforderten. Das Meraner Kurorchester soll Ende des 19. Jahrhunderts sogar das beste des Kaiserreichs gewesen sein. Ein Ausflug in eine mittlerweile weit entfernte Zeit, in der das Hören von Musik noch nicht so beliebig war wie es jetzt, am Beginn des dritten Jahrtausends, manchmal zu sein scheint.
Josef Lanz
Bonusmaterial auf Disc: "Renate Abram. Meraner Symphonie - 150 Jahre Kurmusik" Meran 2009